Freitag, 28. Juni 2013

Beim ersten mal tats noch weh....

...beim zweiten mal nicht mehr so sehr und heut weiß ich, daran stirbt man nicht mehr.

Nun aber im ernst: ich habe mir gestern meine erste Spritze selbst gesetzt. Doch der Reihe nach.

Pünktlich 21 Uhr hole ich den Pen aus dem Kühlschrank, einen Wattepad und das Desinfektionsspray aus dem Bad. Ich baue alles auf dem Küchentisch auf. Stelle mich theatralisch vor meinen Mann und mache mit den Worten "es geht los" auf mich aufmerksam. Er stellt sich an die Spüle und wäscht ab, mit dem Rücken zu mir quasselt er mich ununterbrochen voll. Ich lese nochmal die Schritt-für-Schritt-Anleitung, informiere meinen Mann darüber, das ich mich nun konzentrieren müsse und führe alle Schritte sorgfältig aus. Ich schraube die Nadel auf den Pen, stelle die Dosierung hinten am Pen ein und ziehe die äußere Hülle von der Nadel. 
Ich sprühe ne ordentliche Ladung Desinfektionsspray auf die Gegend links neben meinem Bauchnabel und warte bis es verdunstet ist. Dann ziehe ich die innere Hülle von der Nadel und schau sie mir an...ich hatte sie kürzer in Erinnerung. 
Die Haut neben meinem Bauchnabel quetsche ich nun ordentlich zwischen zwei Fingern zusammen. Noch ein letzter kontrollierender Blick hin und her zwischen Bauchfalte und Pen. 
Ich denke "hmm und nun? Soll ich bis 3 zählen?" Doch eh ich mich versehe, nimmt meine Hand Anlauf und schon steckt die Nadel in meinem Bauchspeck. Hui...das ging ja leicht. So und nun? Ach ja, hinten das Drehdingens runterdrücken. Also gut, ich drücke und merke nichts, gut so! Ich zähle bissel und dann zieh ich die Nadel wieder raus....geschafft!
Ich tu das meinem immer noch abwaschendem Mann kund. Er freut sich, dass ich es allein hinbekommen hab. Ich bin stolz!
Nun fang ich an zu zittern, aber hinterher ists ja egal. 
Gleich noch das Nasenspray hinterher und schon bin ich wieder voll auf "Level".

So gehts nun erstmal weiter und am Montag schauen wir dann das erste mal, wie die Eierproduktion so läuft.
Ich wünsche ein angenehmes Wochenende.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Morgen gehts los...

...und ich bin jetzt schon ein emotionales Wrack!
Ich stehe noch "nur" unter dem Einfluss der Hormone aus dem Nasenspray, aber scheinbar setzen die mir schon arg zu. Einen prall gefüllten Wassersack anpieken führt im Moment zum gleichen Ergebnis wie mich ansprechen. Wir laufen beide über, der Wassersack und ich.

Am Dienstag habe ich meine Periode bekommen, endlich. Selten so heiß herbei gesehnt. Ich habe dann direkt in der Klinik angerufen und gefragt, wann ich mit der Stimulation (ab sofort Stimu genannt) anfangen soll. Da unsere Klinik leider eine Privatklinik ist, wird da an Wochenenden nicht unbedingt gearbeitet. Somit wird der Stimu-Beginn an den ersten Ultraschalltermin angepasst. Ganz prickelnd, als würde sich ein weiblicher Zyklus (egal ob natürlich oder nicht) an Wochenenden halten!! Die nette Schwester am Telefon nennt mir also den Donnerstag als Beginn mit der Stimu. Außerdem werden auch gleich die nächsten 4 Kontrolltermine ausgemacht.
Also fang ich am Donnerstagabend an mich zu spritzen und ab Montag gehts dann alle 2 Tage in die Klinik zur Kontrolle. Ich fange an mit 75 Einheiten für die ersten 2 Tage, dann wird schon auf 100 Einheiten erhöht. Die erste Anpassung erfolgt dann nach dem Termin am Montag.

Zwischeninfo Stimulation:
Stimulation bedeutet, dass die Follikelproduktion und damit die Eizellreifung durch künstliche Hormone angeregt wird. Mein natürlicher Zyklus wurde durch das Nasenspray stillgelegt. Nur so wird das, was da kommen soll, für die Ärzte berechenbarer. Würden jetzt noch meine natürlichen Hormone damit mischen, könnte man nicht vorhersehen, was da passiert.
Mit Hilfe der Stimu sollen meine Eierstöcke angeregt werden, so viele Eizellen wie vertragbar (10 - 15, zur Erinnerung: normal reift da 1 (!!) Ei), gleichzeitig reifen zu lassen. Wenn diese dann alle reif sind, werden sie mir entnommen....doch dazu erst später.


Wie geht es mir damit?
Ich bin sehr nervös, aufgeregt und ich habe Angst. Aber ich freue mich auch und schaue voller Hoffnung auf das, was da kommt. Das ich so emotional bin, macht mir sehr zu schaffen und geht mir an die Nerven. Ich versuche, nicht die Kontrolle darüber zu verlieren. Mit anderen Worten, ich versuche, mich dem Gefühl nicht völlig hinzugeben, mich nicht gehen zu lassen, damit es nicht Überhand nimmt. Gelingt mir meistens nicht...aber ich bleib dran ;-) !

Ich werde von Anfang an versuchen mich diesmal selbst zu spritzen. So bin ich einfach unabhängiger, wenn mein Mann mal nicht da sein sollte. Wenn ich dann im "Notfall" allein dastehe, ist der Druck größer und dann schaff ich es vielleicht noch schlechter allein.

Ich bin gerührt, über die Kraft und den Zuspruch, den ich von außen erfahre. Worte wie "ihr schafft das" oder "ich bin immer da, wenn du jemanden brauchst" oder "du kannst immer vorbei kommen" zeigen mir, dass es die richtige Entscheidung war, unser "Problem" nach "außen" zu tragen. Mir tuen diese Worte unheimlich gut und sie geben mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Klar, durchmachen müssen letztendlich nur wir das alles. Aber es ist schön zu wissen, dass es Menschen gibt, denen wir am Herzen liegen und die bei uns sind, für uns da sind!

Montag, 24. Juni 2013

Allein unter Müttern...

Der letzte Samstag sollte ein schöner Tag werden und ohne Zweifel war es auch ein schöner Tag. Es war schließlich der Junggesellinnenabschied einer lieben Freundin. Nur hat er mich unheimlich viel Kraft gekostet, so viel Kraft, dass ich heute, 2 Tage später immer noch nicht alle meine Schutzschilder repariert habe.
Was ist passiert?
Ich war den ganzen Tag umgeben von Müttern, vielen jungen und stolzen Müttern. Worüber sprechen junge und stolze Mütter größtenteils? Richtig! Über ihre Kinder...
Eine Mutter allein ist gut handle-bar, man kann sich die neuesten Stories gut anhören und dann das Gespräch "woanders hin" lenken. Doch 5 Mütter sind nicht zu steuern, jede hat etwas über ihren Knirps / ihre Knirpse beizutragen. Und das ist ja auch gut so, ich wäre sicherlich auch mitten drin statt nur dabei, wenn ich einen Knirps hätte.
Doch für eine fremd-hormongesteuerte, PMS-geplagte, zart besaitete Seele wie meine, war es sehr sehr anstrengend.
Eins nach dem anderen meiner unzählig vorhandenen Schutzschilder gab den Geist auf und zum Ende des Tages hätte ich gut einen Stock gebrauchen können um mich noch "aufrecht" zu halten.
Jetzt fühl ich mich ausgelaugt, kraftlos.

Ich möchte nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, ich möchte keine extreme Rücksichtnahme oder Mitleid. Ich wünsche mir nur etwas Verständnis. Nicht von Menschen, die unsere Situation nicht kennen, das wäre verlangt hellsehen zu können. Aber von den Menschen, die unsere Situation kennen, auch wenn es wohl niemand nachempfinden kann, der es nicht erlebt.

Jetzt heißt es Schutzschilde reparieren und auftanken, für die nächste Herausforderung...der nächste Samstag...die Hochzeitsfeier!

Dienstag, 18. Juni 2013

erste Nebenwirkungen

Bis gestern dachte ich noch: Pah Nebenwirkungen, glaub ich nicht. Meine körpereigenen Hormone sind schon heftig genug, da werden mich so ein paar künstliche doch nicht beeindrucken.

Aber meine Kratzbürstigkeit, die unheimlich schlechte Haut und leichte Reizbarkeit haben mich eines besseren belehrt.
Meine Haut ist so schlimm wie schon sehr lange nicht mehr, da könnte ich echt heulen. Ich meine, ich hatte noch nie die beste Haut...aber mit einer bestimmten Pflegeserie (Danke an eine liebe Freundin ;-) ), hatte ich das echt gut im Griff. Jetzt kommen sie wieder raus, die großen, dicken und wirklich unansehnlichen Pickel. Ich hasse es!!!

Tja und die Kratzbürstigkeit bekommt gerade viel mein armer Mann zu spüren. Ich flippe schnell aus, wegen den kleinsten Kleinigkeiten und bin unheimlich schnell genervt von allem. Aber genauso schnell wie diese "Schübe" kommen, sind sie auch wieder weg.
Daher diese Bitte an meinen Mann: nimm mich in den folgenden Wochen lieber nicht allzu ernst :D !

Noch kann ich es mit einem Lächeln sehen und (in guten Phasen) als nicht so schlimm betrachten. Ich hoffe das bleibt so. Vielleicht sollte ich meine Liste wieder anfangen: jeden Tag mindestens ein Top of the Day küren. Das hilft die positiven Dinge im Leben nicht aus den Augen zu verlieren. (Auch da geht ein Danke an eine liebe Freundin, die mir diesen Tipp schon vor mehr als 2 Jahren gegeben hat...ich hab es nicht vergessen!)

So denn...ich geh jetzt wieder meine Hörner spitzen :D

Freitag, 14. Juni 2013

Downregulierung

Sachlicher Einstieg: am Dienstag hatte ich einen Termin zum Ultraschall und zum Blut abnehmen in der Klinik. Es sollte kontrolliert werden, ob der Eisprung schon war und ob ich nun also mit der Downregulierung beginnen kann.

Zusatzinfo Downregulierung:
Bei den Behandlungen zur künstlichen Befruchtung ist ein Eisprung nicht erwünscht, da die Eizellen ja aus den Eibläschen gewonnen werden (Punktion). Man gibt daher zusätzlich ein weiteres Hormon, welches die Hormonproduktion der Hirnanhangdrüse unterdrückt. Diese Maßnahme wird als "Downregulierung" bezeichnet. Üblicherweise wird damit in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung begonnen.

Um es mal mit meinen Worten zu sagen: ich muss ein Hormon nehmen in Form eines Nasensprays, 4x täglich, um meine eigenen Hormone zu unterdrücken. Und ob ich damit beginnen kann, wurde am Dienstag kontrolliert.

Ich bin also am Dienstag in die Klinik, aufgeregt, weil es nun wohl los geht. An der Anmeldung bekomm ich nochmal gefühlte 100 Zettel zum durchlesen und unterschreiben, zusätzlich zu den 500, die wir schon am Wochenende gelesen und unterschrieben haben.
Dann gehts zur Ärztin zum Ultraschall. Kein Follikel mehr da, also ist der Eisprung durch, meint sie. Außerdem sieht man schön die vielen Eibläschen, die darauf warten reif werden zu dürfen. Dazu meint die Ärztin, dass wir die Stimulation dann lieber mit sehr geringer Dosis beginnen und uns langsam rantasten. Sonst wachsen zu viele Eier zur gleich Zeit. Oh man, eine Wissenschaft für sich. Wenn das überstanden ist, kann ich eine wissenschaftliche Abhandlung dazu schreiben.

Nach der Untersuchung wird mir noch allerhand Blut abgezapft. Außerdem erklärt mir die Schwester den Umgang mit dem Spritzen-Pen, den ich mir demnächst jeden Tag in den Bauchspeck (welchen Bauchspeck? ;-) ) rammen darf. Sieht ganz simpel aus, Dosis am Rädchen einstellen, Kanüle aufsetzen, reinstechen, draufdrücken. Hm, das einzige was mich stört, ist die doch recht lange Nadel da vorn dran...hab ich mir kürzer vorgestellt.

Dann bekomm ich noch die Info, dass ich ab 12 Uhr anrufen soll, um meine Hormonwerte sowie die Info, ob ich mit der Downregulierung beginnen kann, abzufragen.

Mein nächster Weg führt mich in die Apotheke. Ich bekomme den Spritzen-Pen und das Nasenspray zur Downregulierung, lasse allerhand Geld da und mach mich auf den Heimweg. Ich programmiere mein Handy, damit es mich an die regelmäßige Einnahme des Nasensprays erinnert...4x täglich, ab sofort bis zur Follikelpunktion, was ungefähr in 4 Wochen sein wird. Die teuren Medikamente lege ich zu hause in den Kühlschrank und klebe einen gelben Zettel mit meinem Namen drauf, man weiß ja nie ;-) !

Ich rufe dann gegen 12Uhr an, die Schwester sagt, dass mein Progesteron noch sehr niedrig ist, zu niedrig um mit der Downregulierung zu beginnen. Bedeutet, dass mein Eisprung wohl gerade erst war. Sie will nochmal Rücksprache mit der Ärztin halten, ich soll nochmal anrufen. Wieder warten, nochmal anrufen. Ende vom Dienstag: ich beginne nicht mit der Downregulierung, sondern soll am Freitag nochmal zum Blut abgeben kommen.

So weit,so gut. Start verschoben auf Grund körperlicher Unstimmigkeiten. Einmal mehr lerne ich: man kann nichts planen!

Also bin ich heute, am Freitag, nochmal hin zum Blut abgeben. Es geht ratz fatz, nach kaum 10 Minuten bin ich wieder raus. Ein Ergebnis erfahre ich nach 11Uhr, ich soll anrufen.

11Uhr: ich rufe an und die Schwester sagt mir, dass mein Progesteron nun hoch genug ist und ich mit der Downregulierung beginnen darf. Heute Abend zwischen 21 und 23Uhr nehme ich das erste mal das Nasenspray.
Nun also geht es los. 3 Tage verzögert beginnt unsere Vorbereitung auf die ICSI, die künstliche Befruchtung.

Wie es weiter geht: Irgendwann demnächst werde ich ganz normal meine Periode bekommen. Da rufe ich dann in der Klinik an und die Schwester wird mir sagen, wann ich mit dem spritzen anfangen soll.

Dienstag, 11. Juni 2013

Jahrestag...der Zweite!

Zwei Jahre nun schon...ganze 2 Jahre warten wir nun schon auf unser Wunder. Was immer noch auf sich warten lässt. Nicht unbedingt ein schöner Anlass einen Jahrestag zu...hmm...eigentlich möchte ich nicht sagen "feiern"...nennen wir es "registrieren". Wir registrieren, dass wir nun schon 2 Jahre versuchen Eltern zu werden.
Zwei Monate vor unserer Hochzeit hatten wir spontan entschieden, nicht mehr warten zu wollen. Am Anfang macht man sich noch keinen Kopf, wenn sich der Wunsch nicht sofort erfüllt. Es gab ja allerhand Stress und "Störfaktoren". Doch mit der Zeit...naja, das Thema ist ja schon ausführlich besprochen wurden.
Ich für mich habe in der letzten Zeit oft genug die letzten 2 Jahre Revue passieren lassen, dafür brauch ich keinen Jahrestag. Ich sehe auch so, wie die Zeit nur so dahin rennt. Und ich registriere (da haben wir wieder das neu entdeckte Wort) viele Veränderungen, an mir, an uns als Paar, an meiner Umwelt, an meinem Umgang mit der Situation.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben...

Danke für die Erfahrungen der letzten 2 Jahre, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich inzwischen bin. Danke für die Entwicklung, die ich durchgemacht habe, die Stärke, die ich daraus mitnehme. Danke für die unheimlich große Wertschätzung der Familie...nichts ist selbstverständlich!


Hoffnung ist nicht bloß ein Schimmer.
Sie ist eine eigene kleine Sonne,
die uns mit ihren Strahlen wärmt und neue Kraft schenkt.