Mittwoch, 26. Oktober 2016

Bleibender Eindruck

Während der Schwangerschaft und der Geburt lernt man einige Hebammen kennen. Manche flüchtig auf der Station, manche ganz intensiv während der Entbindung und während der Nachsorge. Jede dieser Hebammen hinterlässt einen Fußabdruck in unserem Leben.

Neulich lag ich abends wach und konnte nicht einschlafen. Ich lag da und dachte, meine Gedanken schweiften ab und plötzlich war ich wieder im Krankenhaus. Ich war bei den Momenten vor der Geburt unserer Tochter, vor meinem inneren Auge lief alles noch mal ab.Und dabei dachte ich natürlich auch an die Hebammen, die mich und meine Tochter auf diesem Weg begleitet haben.

Da war zuerst die Hebamme, die uns zur Vor- und Nachsorge betreut hat. Eine sehr liebe Frau mit viel Erfahrung und vielen aufzubrauchenden Worten. Sie quasselte unheimlich viel. Wir mussten manchmal dazwischen grätschen, wenn wir unsere Frageliste abarbeiten wollten. Aber sie strahlte eine große Ruhe und Ausgeglichenheit aus. Sie tat gut.

Während der Zeit im Kreissaal durfte ich 2 Hebammen "näher" kennenlernen.
Ich möchte mit Hebamme 2 beginnen. Die Hebamme der Frühschicht. Sie lernte ich erst kennen, als ich schon eine Nacht im Krankenhaus verbracht hatte, die zweite durchgemachte Nacht...
Ich lag dauerhaft am CTG, mein  Kopf dröhnte vor Schmerzen und mein Blutdruck war viel zu hoch. Die Wehen, die über Nacht eingesetzt hatten und mich hoffnungsvoll auf eine baldige Entbindung blicken ließen, waren bis zum Morgen so gut wie wieder weg.
Und da war sie...Hebamme 2. Eine Seele von Mensch, einfühlsam, liebevoll, so freundlich, lächelnd. Sie hat sich gekümmert, mich informiert, mir Mut zugesprochen. Sie tat gut.
Leider war ihre Schicht irgendwann zu Ende.

Und da komme ich nun zu Hebamme 1. Die Hebamme der Spätschicht.
Die junge Frau mit dem eingefrorenen Gesicht hatte uns schon am Abend zuvor in den Kreissaal aufgenommen. Dezent genervt informierte sie uns, dass sie dann gleich das Gel für die Einleitung auftragen würde...? Das war zwischen Arztgespräch und Visite und es war bis dahin noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurden, weder von uns noch vom Arzt.
Ich war froh, als ich vorerst auf Station kam und Hebamme 1 erstmal nicht mehr sehen musste.
Doch sie kam wieder, am nächsten Tag, nachdem Hebamme 2 Feierabend hatte.
Inzwischen hatte ich Wehen und die Abstände verkürzten sich rapide. Mein Kopf dröhnte immer noch vom viel zu hohen Blutdruck und den zwei langen Nächten, die hinter mir lagen. Ich lag also da, an Bett und CTG gefesselt und wehte vor mich hin, ich atmete und stöhnte, wie es mir halt gut tat. Und da sagte sie es...den Satz, der sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat und mich bis heute, mehr als 16 Monate nach diesem Erlebnis, noch nicht in Ruhe lässt. Ich wehte und atmetet und stöhnte und da sagte sie "das sind aber noch keine richtigen Geburtswehen" ...

Von ihr flaks daher gesagt...von mir bis heute unverdaut.

Ich fühlte mich in dem Moment noch schwacher und hilfloser, als ich mich eh schon fühlte. Bin ich vielleicht gar nicht in der Lage eine Geburt durchzustehen? Bin ich jetzt schon viel zu empfindlich? Reagiere ich über auf das bisschen Gewehe? Ist mein Gestöhne und veratmen übertrieben?
Doch ich fühlte auch ein kleines bisschen Wut in mir aufsteigen. Woher wollte sie wissen, wie sich die Wehen für mich anfühlten? Was gab ihr das Recht über meine Art mit den Wehen umzugehen, zu urteilen? Mir war nach heulen zumute...

Ist diesen Frauen bewusst, wie prägsam sie auf uns wirken? Ist ihnen klar, dass sich ein Erlebnis wie eine Geburt in das Gedächtnis einer Frau einbrennt? Die Worte von den Hebammen um uns, wir nehmen sie vielleicht nur halb wahr, und doch reagieren wir auf sie und speichern Gesagtes ab.
Ich werde diese Frau und ihre Worte nie vergessen und das tut nicht gut.

Habt ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Eure

2 Kommentare:

  1. Hallo Kati,
    Leider hatte ich auch schlechte Erfahrungen mit Hebammen.
    Die Geburt meiner Tochter ist schon mehr als 13 Jahre her und trotzdem sind die Worte der Hebamme immer noch in meinem Kopf.
    Nach dem die Kleine raus kam, merkte ich einen brennenden Schmerz (war ein Dammschnitt, den ich unter der Geburt nicht mitgekriegt habe). Habe dann der Hebamme gesagt, dass es brennt. Ihre Reaktion: "Stellen Sie sich nicht so an, Sie haben grade ein Kind zur Welt gebracht, das bisschen Brennen kann man wohl aushalten".

    Auch nach der Geburt, als es mit dem Stillen noch nicht klappte und ich der Hebamme sagte, dass ich keine Milch habe, griff sie mir ungefragt an die Brust, quetschte sie, und als ein Tropfen rauskam, sagte sie: "Sehen Sie? Geht doch!"

    Nach diesen und anderen negativen Erlebnisen wollte ich keine Hebamme in meiner Nähe haben. Mein zweites Kind kam per Kaiserschnitt zur Welt. Ein Kaiserschnitt ist kein Spaziergang, aber für mich und meine Psyche war das der bessere Weg.

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  2. Hallo Elena, das klingt ja nach wirklich prägsamen Erlebnissen mit Hebammen. Das ist wirklich schade und tut mir sehr leid.
    Danke, dass du deine Geschichte hier erzählt hast.
    Und denk immer dran: das Wichtigste ist, dass unsere Zwerge wohlauf sind. Liebe Grüße

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