Mittwoch, 13. Februar 2013

November 2012: 1. Insemination

Oktober 2012:
Fast ein Jahr ist vergangen seit der Diagnose OAT 1°. Ein Jahr voller Aufs und Abs, Zyklus für Zyklus. Die Hoffnung ist jedes mal groß, die Enttäuschung auch.

Ich habe mich viel belesen, weiß alles über die Medikamente, den Ablauf, Follikelreifung, Gebärmutterschleimhaut, Gelbkörper, Östrogen, Hcg, Progesteron und so weiter und so fort. Ich möchte einfach wissen, was da auf mich zu kommt und was mit mir passiert.

Nach einem erneuten Gespräch in der Kinderwunschklinik geht im ersten Moment alles ziemlich schnell. Wir entscheiden uns also für die Insemination (kurz IUI) und bekommen einen Behandlungsplan für die Krankenkasse. 50% der Behandlungskosten übernimmt die Krankenkasse.
Wir also mit dem Behandlungsplan zur Krankenkasse, 8 Versuche werden unterstützt. Also auf gehts! Hoffnung und frohe Erwartung keimt auf. Ich bin voller Tatendrang, es geht los...wir machen etwas für unseren Traum!

Beim 1. Ultraschall stellen wir allerdings fest, dass das Ei wohl am Wochenende sprungreif sein wird. Aber an Wochenenden wird in freien Praxen nicht gearbeitet. Die Ärztin macht uns den Vorschlag Sex nach Plan zu machen (mal was ganz neues :-/ ). Wir bekommen eine Spritze mit nach hause und dann soll sich das ganze Wochenende alles um die schönste Sache der Welt drehen.
Am Samstagabend probieren wir uns das erste mal im selbst spritzen. Wir "mischen" die Zutaten, wie uns erklärt wurde, zusammen und dann heißt es Bauchfalte zusammen kneifen und Spritze hineinjagen, natürlich bis zum Anschlag. Ich bin furchtbar aufgeregt und sehr sehr froh, dass mein Mann das Spritzen übernimmt. Ich leg mich hin und kneif die Augen zusammen. Er macht das hervorragend, es tut kaum weh.
Obwohl in diesem Zyklus eigentlich nicht wirklich etwas anders ist als in all den Zyklen davor, steigt meine Hoffnung. Ich habe einfach das Gefühl aktiv etwas zu tun.
Umso herber ist die Enttäuschung als ich 14 Tage später den negativen Test in der Hand halte. Doch es wird gleichzeitig auch neue Hoffnung geweckt, denn der nächste Zyklus wird unser erster IUI-Versuch werden.

Zusatzinfo Insemination:
Was bedeutet Insemination? Die IUI ist quasi Level 1 mit dem geringsten Grad an Eingriff sowohl in den Zyklus als auch in den Ablauf einer natürlichen Befruchtung. Die Follikelreifung (Eibläschen, in dem das Ei reift) wird per Ultraschall beobachtet und zu einem bestimmten Zeitpunkt der Reife, wird der Eisprung per Medikament (per Spritze) unterstützt. Der Mann gibt eine Spermaprobe ab. Diese wird "aufbereitet". D.h. die Spermien kommen in eine Nährlösung, die den Spermien Energie geben sollen. Außerdem werden die Guten von den nicht so Guten getrennt. Diese aufbereitete Lösung wird dann der Frau, zum bestmöglichen Zeitpunkt unmittelbar vor dem Eisprung, direkt in die Gebärmutter injiziert. Den Spermien wird so der lange Weg durch die böse saure Flora der Scheide und durch die Gebärmutter erspart. 

November 2012, Zyklustag 11: Termin zum Folli-TV
Ich habe den ersten Termin zum sogenannten Folli-TV. D.h. per Ultraschall wird die Größe des Follikel und die Dicke der Gebärmutterschleimhaut gemessen. Ich habe das Gefühl, ich bin schon recht weit im Zyklus und hoffe, das Ei ist noch nicht gesprungen und wir haben die Chance verpasst. Das sag ich auch der Ärztin und siehe da, der Follikel ist schon 19mm groß. So ein Ei hüpft wenn der Follikel zwischen 20 und 22 mm groß ist. Die Ärztin meint, dann machen wir die IUI gleich heute. Und wieder einmal geht es alles sehr schnell.
Ich bekomme sofort die Spritze, die den Eisprung unterstützen soll, in den Po (autsch) und mein Mann muss Sperma abgeben. Meine Hände sind kalt und nass, ich bin aufgedreht und voller freudiger Erwartungen. Ungefähr 2 Stunden später sitzen wir vor dem OP, in der Reihe mit einigen anderen Paaren und Frauen. Es gibt so viele Paare, denen es ähnlich wie uns geht. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist!
Wir gehen in den OP, mein Mann darf bei mir bleiben. Die Ärztin zeigt uns das aktuelle Spermiogramm. Auf den ersten Blick sieht es gut aus. 1Mio vorwärts bewegliche Spermien ziehen bei mir ein. Laut Ärztin ist das gerade so die Grenze, bei Werten unter 1Mio würde ein IUI keinen Sinn machen. Ernüchterung...

Per Ultraschall wird nochmal nach dem Follikel geschaut, er sieht schön aus, schön rund, wie kurz vorm Sprung. Die Schwester bringt eine Spritze mit einer langen Kanüle. Darauf steht der Name meines Mannes. Mittels der langen Kanüle wird die Nährlösung mit den Spermien direkt in meine Gebärmutter gegeben. Ich spüre fast nichts, nur ein leichtes ziehen.
Anschließend wird per Ultraschall kontrolliert, ob alles am richtigen Fleck gelandet ist. Es sieht toll aus, die Flüssigkeit wabbert in meiner Gebärmutter hin und her! Ein tolles Gefühl, ich bin euphorisch!
Direkt im Anschluss darf ich mich in einem Nachbarraum noch ca. 20 Minuten ausruhen.

Wir bekommen eine Kopie des Spermiogramms mit und ich vergleiche die Werte mit allen schon vorhandenen Werten. Es ist deutlich eine Verbesserung zu erkennen, alle Werte haben sich verbessert. Ich bin noch euphorischer.

2 Tage nach der IUI muss ich für 12 Tage Tabletten zur Unterstützung des Gelbkörperhomones zu nehmen. Utrogest, 2 Tabletten jeden Abend, vaginal. Ich mag es nicht. Es schmiert, es zerstört meine eh schon empfindliche Flora, es ist einfach unangenehm. Aber wir haben ja einen Traum.
Nach den 12 Tagen soll ich einen Schwangerschaftstest machen, wenn er negativ ist, soll ich Utrogest absetzen und danach werde ich meine Periode bekommen.
12 Tage bangen, warten, hoffen, ablenken und warten, warten, warten. Diese Zeit des Wartens auf den Test ist für mich die schlimmste Zeit. Ich bin unruhig, meine Gedanken kreisen meist nur darum, ob es geklappt hat oder nicht.
Dank Utrogest habe ich alle Anzeichen von starkem PMS, angeschwollene, schmerzende Brüste, Schwindel, Stimmungsschwankungen bis zu Heulanfällen, Übelkeit...das volle Programm. Bei jedem aufkeimenden Symptom horche ich ganz genau in mich rein, ob das nicht vielleicht auch ein Anzeichen sein könnte. All diese Anzeichen können Anzeichen sein...müssen es aber nicht.
Man kann während der 12 Tage des Wartens nichts dafür und nichts dagegen machen, man kann nur warten. Man ist diesem Gefühl der Hilflosigkeit völlig ausgeliefert. Ich bin teilweise felsenfest davon überzeugt, dass es geklappt hat.

Noch 3 mal schlafen bis zum Test. Ich bin nervös, drücke ständig an meinen Brüsten rum, ob sie noch weh tun oder nicht, achte auf jedes Zeichen meines Körpers. Zweifel und Angst kommen auf. Ich fühle mich ziemlich schwanger, mir ist übel und ich habe Schwindelanfälle. Ich schlafe schlecht, träume vom testen, vom schwanger sein.
Dann ist der Tag des Tests da: negativ....Enttäuschung, Tränen...das schwarze Loch ist groß, in das ich falle.

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